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In den letzten zwei Wochen standen zwei Rennen über die Sprintdistanz auf dem Plan, welche den Abschluss meines Blocks mit sechs Rennen in sechs Wochen machen sollten.

 

Embrun

 

Am Freitag, den 11. August, zwei Tage nach meinem 20. Geburtstag, ging es auf die Reise nach Embrun in den französischen Alpen. Mitte dieser Saison hatte ich mich entschlossen mal den französischen Grand Prix (FGP) auszuprobieren und hab wahllos mal eininge Teams angeschrieben und nach mehreren positiven Rückmeldungen mich für das Team aus Versailles entschieden. Der FGP ist wie die Deutsche Triathlon Bundesliga, nur teilweise mit noch stärkerer Bestzung, da dort wesentlich mehr Geld im Spiel ist.

 

Mit Lufthansa flog ich dann von München nach Lyon, wo ich vom Team Manager Tibo empfangen wurde. Danach ging es noch auf eine dreistündige Autofahrt in die Alpen, durch zahlreiche Dörfer, in denen man noch deutlich sehen konnte, dass die diesjährige Tour de France hindurchgeführt hatte.

 

 

Unser Apartment befand sich in einem kleinen Resort auf 1700m Höhe, während das Rennen gut 800m tiefer stattfinden sollte. Das machte das Schlafen für mich nicht ganz so leicht. Am nächsten Morgen machte ich dann Bekanntschaft mit dem Rest meines Teams: Jason Wilson aus Barbados, der letztes Jahr auch bei den Olympischen Spielen an den Start ging, was man seinem Bizeps ablesen konnte ;) Martin Ulloa aus Chile und zwei sehr junge Franzosen Charles Lefort und Hugo Faure, die beide für zwei Absagen einsprangen.

 

 

Am Tag vor dem Rennen wurden noch die Strecken gecheckt. Das Schwimmen fand in einem angeblich 21°C warmen und sehr großen See statt. Gefühlt war es aber deutlich kälter als die gemessene Temperatur. Ich habe vorher schon mitbekommen, dass Embrun für die harte Radstrecke bekannt war, weshalb ich mich extra drauf freute. Nach der Wechselzone ging es erstmal einen kurzen, aber sehr steilen Anstieg hoch, dann kurz bergab und ein paar Kilometer flach auf sehr schlechtem Straßenbelag und anschließend ein 5km langer Berg mit einer Durchschnittssteigung von 8% und einer maximalen von 16%. Leider war die Abfahrt ebenfalls wegen schlechten Straßen nicht sehr angenehm zu fahren. Zurück zur Wechselzone ging es dann auf derselben Strecke wie auf dem Hinweg. Gelaufen wurde dann zwar flach, aber auf sehr rutschigen Kies auf dem Damm des Sees.

 

Gemeinsam mit dem Team wurden dann am Abend noch selbst Nudeln gekocht und die Speicher gefüllt. Der Wecker klingelte dann um 5:15Uhr am Sonntagmorgen, den der Start war bereits um 8:30Uhr. Leider konnte ich auch die zweite Nacht auf der Höhe nicht gut schlafen, somit war ich sehr müde.

 

Da der Check In nur eine halbe Stunde vor dem Start öffnete wurde es mit Aufwärmen etc. sehr stressig. Da der Neo verboten wurde entschied ich mich gegen ein Einschwimmen und für ein bisschen Teraband und Arme kreisen an Land, denn sonst würde ich beim Line Up nur frieren, da die Außentemperatur am frühen Morgen lediglich 11°C betrug. Den Fehler hatte ich letztes Jahr beim Bundesligarennen in Ingolstadt gemacht und ausgekühlt in ein Sprintrennen zu starten, kann einen ganzen Wettkampf zerstören.

 

Pünktlich fiel dann der Startschuss und ich kam leider nicht sehr schnell los, so war ich erstmal im hinteren Teil des Feldes, arbeitete mich dann aber nach außen und konnte an einigen vorbeischwimmen. Um die Boje hatte ich dann den längeren Weg, aber dafür kein Geprügel, was auf das Gleiche rauskam, denn, die die vor den zwei Wendebojen neben mir waren, waren auch danach noch neben mir. Auf den letzten 200m versuchte ich dann nochmal so viel wie möglich nach vorne gut zu machen, aber viel war nicht drinnen, da mein Körper leider nicht wach genug war und das Wasser zu kalt.

 

Auch das Losfahren mit dem Rad fiel schwer und ich konnte bis zum Fuße des Berges kaum Positionen gutmachen. Am Berg aber war ich dann endlich warm und wacher und die Aufholjagd ging los. Alleine fuhr ich an sehr vielen Athleten vorbei und es motivierte mich jedes Mal, wenn diese mein Hinterrad nicht halten konnten. Für den Berg hatte ich dann einen Schnitt von circa 380 Watt über 13 Minuten. In der Abfahrt bildete sich dann eine kleine Gruppe mit Athleten, die teilweise 40 Sekunden schneller geschwommen sind als ich. Bis zur Wechselzone sammelten wir dann noch einige weitere Athleten ein, sodass es letztendlich eine Gruppe von knapp 20 Mann war. In der Wechselzone erfuhr ich dann, dass wir drei Minuten Rückstand auf die Führenden und zwei Minuten auf die Verfolgergruppe hatten, was mich erstmal schockierte, da ich erwatet beziehungsweise erhofft hatte weiter vorne zu sein. Meine Stravadatei hier.

 

Meine Laufbeine waren zwar nicht schlecht, aber ich konnte irgendwie nicht bis an meine Grenze gehen und kaum Positionen gutmachen. Als 40ter lief ich dann über die Ziellinie. Die Position ist natürlich alles andere als gut, aber der Teammanager lobte und motivierte mich, dass kaum Athleten beim Debüt im FGP besser seien. Da ich dieses Jahr noch die beiden letzten FGPs in Quiberon und Nizza starten werde, habe ich die Chance mein Resultat zu verbessern. Mit dem Team wurden wir 11ter, was das beste Ergebnis für Versailles in diesem Jahr ist. Ergebnisse hier.

 

Gute Besserung an meinen Teamkollegen Hugo, der gestürzt war und sich den Unterarm gebrochen hat :(

 

Einen Tag nach dem Rennen ging es dann wieder zurück nach Deutschland, auch wenn ich gerne länger geblieben wäre, da es zum Trainieren dort genial ist und zwei Leute meines Teams noch eine weitere Woche bleiben, womit ich im Apartment hätte bleiben können. Aber ich hatte ein paar Gründe wieder heimzufliegen, denn einerseits ist meine Freundin zurzeit in Deutschland und andererseits stand am darauffolgenden Wochenende das Bundesligarennen in Grimma an, welches zugleich noch die Deutschen Meisterschaft über die Sprintdistanz war. Dennoch hat das Wochenende unglaublich viel Spaß gemacht, ich habe tolle Leute kennengelernt und einen Haufen an Erfahrung gesammelt!

 

Grimma

 

Am Samstag danach ging es dann mit meinen Eltern und meiner Freundin auf die fünfstündige Autofahrt ins sächsische Grimma, bzw. zu unserer Pension in Eula 15km außerhalb. Mit dem Rennen in Grimma hatte ich sehr gute Erfahrungen gemacht: 2012 wurde ich Vize Deutscher Meister der Jugend B und zwei Jahre später wieder Vize Deutscher Meister der Jugend A.

 

Geschwommen wird dort in der Mulde. Zuerst gegen die Strömung und nach einer Wendeboje mit der Strömung. Der Radkurs ist sowohl hügelig, als auch technisch sehr anspruchsvoll, was mir sicher entgegen kommt. Zuletzt geht es noch vier Runden zu Fuß auf Kopfsteinpflaster durch die Innenstadt Grimmas.

 

Das Kiwami Tri Team Grassau reiste diese Saison erstmals in Bestbesetzung an: Max Sperl, Gabriel Allgayer, Martin Demuth aus Österreich, der Tscheche Frantisek Linduska und ich. Wir waren sehr gespannt, was mit der Besetzung für eine Plazierung möglich ist.

 

Unser Start war erst am Sonntag um 14:20 Uhr, also war alles sehr stressfrei, was mir lieber ist als ein Start früh am Morgen, auch wenn man es dann gleich hinter sich hat. Ich freute mich auf das Rennen mit der anspruchsvollen Strecke und wollte endlich mal ein gutes Bundesliga Resultat erzielen.

 

 

Die Wassertemperatur betrug knapp unter 20°C, somit wurde der Neo erlaubt. Mein zweiter Wettkampf nach Erlangen, bei dem ich meinen neuen G-Range von Sailfish schwimmen durfte!

Da wir in der derzeitigen Tabelle auf dem 11. Platz waren, wurden wir erst relativ spät aufgerufen. Da die Strömung der Mulde auf den Seiten natürlich viel geringer ist als in der Mitte, war der Start sehr unfair, denn die besten Teams konnten sich auf die linke Seite stellen und hatten zusätzlich auch noch einen kürzeren Weg zur aus unerfindlichen Gründen links positionierten Boje, während alle anderen Teams sich bei stärkerer Strömung in der Mitte positionieren mussten, somit also den längeren Weg zur Boje hatte und sich zusätzlich auch noch mit der Gegenströmung des Flusses auseindersetzen mussten. Wir hatten im Vorfeld überlegt uns in die zweite Reihe nach links zu stellen, jedoch wurde das im schriftlichen Briefing, das Mitte der Woche an deie Teams verschickt wurde und zusätzlich auch noch einmal in der Teamleiterbesprechung am Samstag vorher ausdrücklich verboten. Einige der hinteren Teams haben es aber dann trotzdem gemacht, dafür wurde nach dem Rennen gleich offizieller Protest eingelegt und es gibt eindeutiges Video-und Fotomaterial des Line Ups und Schimmstarts, somit müssten die Kampfrichter, sofern die Deutsche Triathlon Bundesliga an fairem Sport interessiert ist, diese Teams noch nachträglich sanktionieren. Mich hat es weniger gestört, dass die Teams sich einen Vorteil verschafft haben, sondern mehr, dass wir diesen Vorteil nicht hatten! Man hätte angesichts der wettbewerbsverzerrenden Gegenströmung und der asymetrischen Bojensetzung durchaus auch eine Positionierung später im Line-up aufgerufener Teams in zweiter Reihe erlauben können, was dann wenigstens vergleichbare Rahmenbedingungen für alle Teams geschaffen hätte.

 

Dann fiel der Startschuss. Meine Taktik war dieselbe wie auch schon beim Weltcup in Tizzy: Ein paar lockere Züge und dann hinter dem Feld auf die komplett andere Seite schwimmen, sprich nach links zu geringeren Strömung, denn ein schnelles losballern gegen die stärkere Strömung hätte wenig Sinn gemacht, wenn die links startenden Athleten im ruhigen Wasser deutlich schneller sind. So war ich dann durch den bewusst langsamen Start und den anschließenden Umweg erstmal letzter, aber sobald ich links ankam, hatte ich einen spürbaren Vorteil zu denen, die immer noch rechts in klassischer Weise auf direktem Weg zur ersten richtungsboje schwammen und ich machte gut 50 Positionen gut. Auf dem Rückweg probierte ich weiterhin an Einigen vorbeizuschwimmen, was aber durch die Rückenströmung nicht mehr so einfach war, so entschied ich mich im Wasserschatten meines Teamkollegen Max Kräfte für das Radfahren zu sparen. Der Schwimmaustieg war sehr eng und es fiel mir schwer mich dort durchzusetzen und so verlor ich auch dort noch ein paar Sekunden.

 

Das Radfahren lief dann unter dem Motto „Alles oder nichts“. Nach einer starken ersten halben Runde, war ich dann der mit der schlechtesten Schwimmzeit, der es in die Verfolgerguppe geschafft hat. Im technisch anspruchsvollen Part durch die Stadt, konnte ich leider nicht an die Spitze der Gruppe kommen, womit die Antritte nach allen Kurven extra hart waren. Zu Beginn der zweiten von den insgesamt drei Runden schaffte ich es bergauf an der ganzen Gruppe vorbeizufahren und sobald ich vorne war ging es los: Eine ganze Runde lang blieb ich vorne und drückte alles was ging und als ich mich dann zum ersten Mal umdrehte, sah ich, dass ich die ursprünglich 30 Mann starke Gruppe auf 5 Mann verkleinern hatte können, was mich zusätzlich motivierte. In der letzten Runde war ich zwar schon richtig am Ende, trotzdem gab ich alles, als ob das Rennen nach dem Radfahren vorbei wäre. Über die 21km hatte ich dann eine Normalized Power von knapp 380 Watt und auch ein paar richtig starke Peaks: 5sek 1100Watt, 30sek 700Watt... Meine Stravadatei hier (leider ist ein Pedal ein paar mal ausgefallen, womit dann nur die halbe Wattzahl angezeigt wurde, was den schönen Durchschnitt verschlechtert hat :D)

 

Dann waren da halt leider noch 5km laufen. In den ersten eineinhalb Runden bin ich regelrecht gestorben und von einigen starken Läufern der eigentlich schon abgehängten Gruppe hinter uns überrannt worden. Dann fing ich mich aber wieder und konnte nochmal ein gutes Tempo aufnehmen und wieder ein paar Athleten zurück überholen. In der letzten Runde kam dann noch Max von hinten, den ich mich dann knapp geschlagen geben musste und ich lief direkt hinter ihm auf Platz 20 über die Ziellinie. Mein bisher bestes Bundesliga Resultat und ich hab mir nichts vorzuwerfen und alles aus mir rausgeholt. Dies bedeutete einen 9. Platz U23 und 13. Platz Elite bei den Deutschen Meisterschaften, womit ich zufrieden sein kann, da ich noch ein paar Jahre in der U23 habe, um das zu verbessern. Obendrauf erreieichten wir mit dem Team einen brutal starken 5. Platz!!! Wenn man bedenkt, dass wir nicht nur das jüngste sondern höchstwahrscheinlich auch das Team mit dem geringsten Etat der kompletten Bundesliga sind!

Ergebnisse hier.

 

Sechs Rennen in sechs Wochen sind nun Geschichte und ich werde jetzt erstmal eine Woche Erholung einbauen und mit meiner Freundin Prag erkunden, bevor es in den letzten Part der Saison geht mit den zwei FGPs, dem letzten Bundesligarennen in Rügen und zum Saisonabschluss geht es für einen Elite Europa Cup über die Olympische Distanz am 08. Oktober in das spanische Melilla.

 

Bis dahin

LG Frederic